Geschichte

der ayurveda

आयुर्वेद Ayurveda – Die historische Perspektive

Die nach rein westlichen Maßstäben belegbaren Ursprünge von Ayurveda gehen auf die Zeit von ca. 1800 v. Chr. zurück, als Rishis, weise Männer in den Vorgebirgen des Himalayas, die Veden „verfassten“. Ayurveda ist in Indien und einigen Ländern Südostasiens die führende medizinische Wissenschaft. In Europa wird Ayurveda als ganzheitliche präventive Heil-Wissenschaft und Medizin zur Gesundheitserhaltung mit eigener philosophischer und praktischer Grundlage gesehen.

Literarische Referenzen in den großen Epen

Der Ursprung von Ayurveda liegt im Verborgenen, in der vorgeschichtlichen, mythischen Zeit. In den Schriften der Sanskrit Hochkultur Altindiens gilt das Narrativ, dass sie aus yogischer Erkenntnis von weisen Rishis verfasst wurden. Tatsächlich wurde das Wissen dieser, alle Aspekte des Lebens umfassenden Heilkunst eingebettet in den ganzen Kosmos, davor über Jahrtausende mündlich von Generation zu Generation weitergegeben.

Diese große Antiquität des vedischen Wissens wird untermauert durch astronomische Referenzen in der Rigveda Diese werden auf bis zu 12.000 v. Chr. datiert. Zahlreiche archäologische Funde wie z.B. eine 60 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Stadt an der Küste Gujrats unterstützen solche Angaben.

Westliche Linguisten sehen diese frühe Datierung skeptisch, stützen sich dabei allerdings ausschließlich auf die „Arian Invasion Theory“, die bereits in ihrer Entstehung im 19.jahrhundert kontroversiell gesehen wurde. Da diese Theorie jedoch den Herrschaftsanspruch der Briten in Indien untermauerte wurde sie politisch favorisiert und hält sich bei westlichen Indologen bis heute auch gegen archäologische, geologische und archäoastronomische Erkenntnisse.

So begab sich zum Beispiel Balram, einer der Helden dem Mahabharata vor der großen Schlacht auf eine Pilgerreise zu Saraswati vinasana .

Der Ort, an dem Saraswati in der heute pakistanischen Wüste versiegt, wird im Mahabharata “ saraswati vinasana” genannt.

In den ältesten Veden wird Saraswati noch als gewaltiger Strom, von den Götterbergen bis zum Meer, beschrieben. Saraswati war also Zur Zeit Krishnas bereits am Versiegen. Nachdem geologische Beweise das endgültige Verschwinden des ehemals stolzesten Flusses auf ca. 2500-3000 vor Christus datieren, muss Saraswati vinasana deutlich vor dieser Zeit angesetzt werden.

Dieser Strom Sarasvatī mit fördernder Strömung kommt hervor, unsere sichere Verteidigung, unser Fort aus Metall.

Wie bei einem Wagen fließt die Flut weiter und übertrifft die Majestät und alle anderen Gewässer.

Rigveda

Die Shalya Parva, das 9. Von 18 Büchern der Mahabharata beschreibt detailreich Balrams Pilgerreise und erwähnt noch viele Pilgerorte, die mit Saraswati verbunden sind und zu denen er reist. Da er in Dvaraka nahe der Küste von Gujarat lebte, begann er seine Pilgerreise von Prabhas aus. Die Prabhas im heutigen Gujrat sind eine Bedeutende archäologische Fundstätte. In dieser Fundstätte ist im frühen Chalkolithikum ca. 5500 v. Chr. eine bedeutender Kuper Verhüttung nachgewiesen und werden im Mahabharata detailreich beschrieben. Dies ist auch die Gegend, in der vor tausenden Jahren der Fluss Saraswati ins Meer mündete.

Dvaraka ist möglicherweise die mystische versunkene Stadt Krishnas, die möglicherweise identisch mit der in den 90igern gefunden versunkenen Stadt sein könnte. Diese bedeck eine Fläche von 9 km² und wird in den Puranas als einer der Tirtha, die sieben Pilgerstätten genannt, die zur Befreiung der Seele besucht werden sollen und somit zu den heiligsten Orten der vedischen Kultur zuzurechnen.  Mehr bei Mythen.

Mahabharata

Die ältesten Originaltext-Fragmente der Rig veda, in denen Ayurveda als höchste Veda bezeichnet wird sind mindestens 3800 Jahre alt und in Devanagari, „Schrift der göttlichen Stadt“ verfasst. Die vedische Kultur hatte davor eine hoch entwickelte und lange Tradition der exakten mündlichen Wissensweitergabe.

Die Sankhya Philosophie bildet die Grundlagen, und vedisches Yoga ist eine Schwester von Ayurveda.

Mehr dazu bei Philosophie.

Archäologische Funde im Industal belegen, dass während der Harappakultur vor 5-6.000 Jahren teilweise dieselben therapeutische Substanzen einsetzt wurden, die sich später in den ayurvedischen Schriften wiederfanden. Dazu zählen beispielsweise die Blätter des Neembaumes oder das Mittel Silajatu gegen Diabetes.

Nachdem wir in den ersten belegbaren Beweisen bereits auf eine sehr ausgereifte und umfassende Methodik und einen reichen Wissensschatz stoßen, reicht die Tradition sicher mit der reinen mündlichen Überlieferung und dem Auswendiglernen der Slokas tief in die vorgeschichtliche Zeit hinein.

Historischer und kulturhistorischer Kontext

Im Nordosten Indiens und Westen des heutigen Pakistan entstanden nachweislich um 6500 v. Chr. befestigte Siedlungen. Bauern domestizierten Rinder und kultivierten verschiedene Getreidesorten; ab 5500 v. Chr. sind Töpferwaren bekannt. Ab dem vierten vorchristlichen Jahrtausend ist die Amri-Kultur im Industal nachgewiesen, welche bereits die Töpferscheibe benutzten.

Um 2600 v. Chr. wandelten sich die kleinen Dörfer zu Städten mit mehreren tausend Einwohnern, es entstand eine Hochkultur, die im Umkreis von 1000 Kilometern einheitlich geplante Städte errichtete. Diese Kulturleistung führte dazu, dass einige davor bestehende Städte komplett umgebaut wurden, um dem organisierten Plan zu entsprechen, andere wurden, wie Mohenjo-Daro, von Grund auf neu errichtet, wo keinerlei Spuren vorangegangener Siedlungen gefunden wurden. Die Harappa-Zivilisation ist bisher die Weltweit älteste bekannte Hochkultur, die komplexe Städteplanung hervorbrachte. Frühere Gelehrte erklärten dieses Phänomen mit externen Faktoren, wie Eroberung oder Zuwanderung, wie in der heute kontroversiell diskutierten „Arian Invasion“ Theorie. Neuere Erkenntnisse belegen, dass die Harappa-Kultur in diesem Gebiet ihren Ursprung genommen hat. Im 4. vorchristlichen Jahrtausend sind in dieser Region sowohl die älteste bekannte Verwendung des Rades als auch Metallverarbeitung nachgewiesen.

Um die Wissenschaftliche Ernsthaftigkeit und Sorgfalt der vedischen Medizin besser einordnen zu können ist ein Blick auf parallel entstanden Wissenschaften und deren Präzision hilfreich.

Vaisheshika (Sanskrit, n., वैशेषिक) 

Vaisheshika ist eine naturphilosophische Lehre, niedergeschrieben nach älteren oralen Überlieferungen vom 2. Jahrhundert v.Chr. bis zum 7. Jahrhundert n.Chr. Ziel war das Erfassen und die Charakterisierung natürlicher Phänomene.

Eine der erstaunlichsten Erkenntnisse, die das Vaisheshika hervorgebracht hat, ist die Atomlehre:

Wenn man etwas teilt, so geht diese Zerlegung bis zum Kleinsten. Und zwar spricht man vom Kleinsten (paramanu), weil die Reihenfolge vom immer Kleinerem bei der Teilung hier ein Ende hat, da es nichts mehr Kleineres gibt. Wenn wir einen Klumpen Erde in seine Teile zerlegen, so wird das Folgende jedes Mal kleiner.“ Das Kleinste ist der Gestalt nach gleich. Dabei besitzen diese Teile bestimmte Eigenschaften, die die gleichen charakteristischen Eigenschaften hat wie das jeweilige Element.

Alles Geschehen beruht auf fortwährender Bewegung, auf Stoß und Gegenstoß, ausgelöst durch die Kräfte der Ur-Natur. Es ist diese Bewegung, welche die kleinsten Unteilbaren zusammenhält und so die Dinge entstehen lässt. Und abermals ist es die Natur der Bewegung, die den Zusammenhalt der Ungeteilten Kleinsten sprengt und alles auflöst.

Siddhanta

Die Astronomische Siddhanta wurde um 1500 v. Chr. niedergeschrieben nach älteren oralen Überlieferungen und enthält die Aspekte und Erkenntnisse der mathematischen Astronomie und deren Einfluss auf die Siddhantas der indischen Astronomie, wie sie primär in den „Fünf Siddhantas“ zusammengefasst sind. Sie liefern die Rechenmethoden und die Regeln, um für präzise Kalender die aktuellen Positionen der  Erde, der Sonne und der Planeten berechnen zu können.

Da die gesamte Astronomie auf den Berechnungen von Tag und Nacht, der Monate, der Jahre und auf den Bewegungen der unterschiedlichen Planeten beruht, sind diese Berechnungen auf wissenschaftlicher Weise zu den Siddhantas zusammengefasst worden. Und diese astronomische Siddhanta beginnt mit der Beschreibung der fünf Grundbestandteile.

Diese sind im Einzelnen: Paulisa Siddhanta, Romaka Siddhanta Surya Siddhanta und Mahayuga Siddhanta.

Erstaunlich ist die Präzision, mit der die vedischen Astronomen ihre Berechnungen anstellten; sie geben uns einen Einblick in die Sorgfalt und Ernsthaftigkeit, mit der die Weisen dieser Hochkultur vorgingen. Dies lässt den Rückschluss zu, dass die Ayurveda Mediziner dieser frühen Epoche ähnlich „fortschrittlich” dachten und arbeiteten. Und selbst wenn aus dieser Zeit noch keine schriftlichen medizinischen Dokumente überliefert sind, so finden sich in anderen Vedischen Schriften Referenzen auf ayurvedische Behandlungen.

Zum Beispiel einige astronomische Berechnungen aus der späten Bronzezeit den heutigen astronomischen Erkenntnissen gegenübergestellt:

Durchmesser der Erde 1600 yoganas 8000 Meilen heutige Berechnung:  7928 Meilen

Erdjahr   365,26 Tage, heutige Berechnung: 365,26 Tage

Mondzyklus 27,322  Tage, heutige Berechnung: 27,3216 Tage

Merkurzyklus 87,97  Tage, heutige Berechnung: 87,969

Venus 224,7  Tage, heutige Berechnung: 224,7 Tage

Mars 687 Tage, heutige Berechnung:  687 Tage

Jupiter 4.332,3 Tage, heutige Berechnung: 4.323,58 Tage

Saturn  10.765,7  Tage, heutige Berechnung: 10759,2 Tage

Saturn Durchmesser 73.882  Meilen, heutige Berechnung: 72.000 Meilen.

Für diejenigen, die sich mit diesen, alleine durch die westliche Wissenschaft datierten Angaben nicht zufriedengeben, sei das unten angeführte Viedeo ans Herz gelegt, welches die Datierung der Siddhanta nur auf ein Update bezieht und in der Zeit viel weiter zurückgeht.

Demnach ist auch Ayurveda viele Jahrtausende älter, es gibt z.B. in der Mahabharata klare Referenzen und wir liegen alleine mit diesen Referenzen auf der unten angeführten Zeitachse min. 7500 Jahre vor unserer Zeit.

Für mehr Info, hier ist ein kurzer Film: Ancient Updates To Surya Siddhanta | Nilesh Oak |Indian Astronomy

Der mythische Ursprung liegt jedoch noch viel weiter zurück, in der Zeit der Devas.

Mehr dazu bei Mythen

Zurück zur historischen Betrachtung nach unserem gerade gültigen Wissenschaftsparadigma:

Die drei großen Klassiker

Charaka Samhita ältestes weitestgehend erhaltene Originalniederschrift vormals oraler Überlieferung ca. 400 v. Chr.

Die Charaka Samhita besteht aus 8,400 sutras, metrischen Versen.

Es wird angenommen, das Charaka auf ein wesentlich älteres und umfangreicheres Werk zurückgreift, die Agnivesha Samhita (46,000 Verse), verfasst von Dridhabala. Dieses Werk ist leider nicht erhalten.

Es wird weiters angenommen, dass um das im 4. Jahrhundert n. Chr. ca. 20% fehlende Texte in der Chikitsasthana ergänzt wurden.

Heute gilt die CS als das zentrale Werk der Ayurveda und befasst sich vorwiegend mit der Inneren Medizin (kayachikitsa) und dem inneren Feuer (agni).

„Jede Therapie, die nur die Symptome behandelt ist keine ausreichende Therapie. Die beste Behandlung ist diejenige, die wieder die natürliche Balance und Ordnung herstellt und keine anderen Dysbalancen hervorruft“ (Charaka-samhitā).

Sushruta Samhita; ältestes weitestgehend erhaltene Originalniederschrift vormals oraler Überlieferung ca. 400 v.Chr.

Die Sushruta Samhita beschreibt die Chirurgie (shalya), die Behandllung der Effekte des Krieges und kann somit ursprünglich als Unfall/Notfall-Chirurgie verstanden werden. So wie auch die Charaka samhita wurde auch die sushruta Samhita lange vor der Niederschrift mündlich von Guru zu Schüler weitergegeben. Die wohl ausgefeilteste antike definition von Gesundheit stammt aus der Sushruta Samhita.

“Ein Mensch wird gesund genannt, dessen Körperfunktionen, Verdauung und Gewebe im Gleichgewicht sind, dessen Abfallstoffe reibungslos entsorgt werden und dessen Seele, Sinne und Geist sich im Zustand reinen Glücks befinden.”  (Sushruta Samhita Su).

Ashtanga Hridayam and Ashtanga Sangraha; ältestes weitestgehend erhaltene Originalniederschrift vormals oraler Überlieferung ca. 400 v.Chr.

Die Ashtanga besteht aus ca. 7800 Sutras, in metrischen Versen.

„Essen das gekocht wurde, im Licht der Sonne und bei Luft ist amruth (reiner Nektar). Ohne Sonne und ohne Luft ist es langsames Gift.

Es gibt zwei Arten von Gift: schnell wirksames Gift und langsames Gift (Ashtanga Sangraha (sutra 1)).

Yogasutra Patanjali älteste weitestgehend erhaltene Originalniederschriften vormals oraler Überlieferung ab ca. 200 v.Chr.

Die Schriften von Patanjali sind vorwiegend der spirituellen Entwicklung gewidmet, enthalten aber auch Werke und Textstellen über Ayurveda

Patajali, ein vedischer Gelehrter wird als „Verfasser“ des Yogasutra, des klassischen Leitfadens des Yoga gesehen und wird deshalb auch „Vater des Yoga“ genannt. Neben dem Yogasutra werden ihm noch ein Werk über Grammatik und eine Abhandlung über Ayurveda zugeschrieben. Es ist, wie so oft bei Autoren in der Antike, nicht gesichert, ob es sich um den Urheber eines Werkes handelt oder den Chronisten einer älteren oral weitergebenen Tradition.

Mehr dazu bei Yoga.

Madhava Nidanam - 7. Jahrhundert n. Chr.

Die Madhava Nidanam behandelt die Klassifikation der Krankheiten im Ayurveda.

Kinderheilkunde (Bala) und Frauenheilkunde sind darin ebenso beschrieben wie Toxikologie und Ätiologie.

Symptome werden genau aufgelistet und beschrieben, Behandlungsanleitungen (chikitsa) werden nicht gegeben.

Die Werke von Sushruta and Charaka wurden im 8. Jahrhundert ins Arabische übersetzt und bilden die Grundlage der arabischen Medizin

Im 11. Jahrhundert n. Chr. findet sich bei König Bhoja von Malva, dem Verfasser der Rajamartanda, ein Kommentar zu Patanjalis Yogasutra. Darin findet sich der Hinweis, dass der Grammatiker und der Verfasser des Yogasutras identisch seien. Der Weise Chakrapanidatta verfasst etwa um dieselbe Zeit die Ayurvedadipika, einem Kommentar zur Charaka samhita, in der er den Schlangenkönig Ahipati, (“Schlangenvater”) einem Namen von Patanjali, mit dem Autor der Charakapratisamskrita gleichsetzt.

Die drei geringeren Klassiker des Ayurveda

Sharngadhara Samhita 15. Jahrhundert n.Chr.

Die Sharngadhara Samhita ist eine verdichtete Version der drei großen Samhitas, beinhaltet jedoch eine Vielzahl an pharmakologischen Rezepten und beschreibt die Behandlungen, wie z.B. im Panchakarma detailliert.

Es wird auch die Pulsdiagnose erstmals detailliert beschrieben.

Mehr dazu in Mythen

Die Pulsdiagnose in ihrer heutigen, populären Form und Gewichtung ist im klassischen nordindischen Ayurveda kontroversiell diskutiert.

Es wird angenommen, dass sich die Ayurveda Mediziner in der Zeit der Mogulherrschaft, ab dem 15. Jahrhundert n. Chr., in der es den männlichen Ärzten nicht erlaubt war die muslimischen Damen des Hofes zur eingehenden Untersuchung zu sehen oder gar zu berühren, die reine Pulsdiagnose als Proxy entwickelt wurde.

Das ging so weit ins Extrem, dass auch eine Pulsuntersuchung beschrieben wird, die nur über einen Faden, der der Dame ums Handgelenk gewickelt wurde, durchgeführt wurde.

Natürlich war dem geübten Mediziner nach wie vor die Befragung erlaubt und die Beobachtung und Beurteilung von Bewegung, Stimme und Augen, so dass dennoch teilweise eine  Anamnese möglich war.

Die ausschließliche Diagnose durch das Fühlen des Pulses ist mit einer guten ayurvedischen medizinischen Praxis ist dieser Form nicht vereinbar und führt gerechtfertigter Weise zu Kritik bei “westlichen” Medizinern und Patienten!

Ebenso wie die reine Irisdiagnose oder Zungendiagnose wird die Pulsdiagnose von der Mehrzahl der Ayurvedamediziner als alleinige oder wichtigstes Diagnose Methode abgelehnt. Experimente mit eindeutig diagnostizierten Patienten die von 12 anerkannten „Top-Experten“ der Pulsdiagnose nur über den Puls diagnostiziert wurden konnten kein reproduzierbares oder übereinstimmendes Ergebnis vorweisen.

Diese Formen der Alleindiagnostik sind eher dem Bereich der Humanenergetik zuzuordnen! Sie können nur von Denen angewandt werden, welche sich diese nicht erklärbare Fähigkeit angeeignet haben und lässt in Konsequenz nur die Behandlungsformen aus dem humanenergetischen Spektrum zu.

16. Jahrhundert

Die medizinischen Schriften des Ayurveda in ihrer arabischen Übersetzung werden im Italien der Renaissance von Brancas von Sizilien und Tagliacozzi von Bologna vom Arabischen ins Lateinische übertragen.

Bhava Prakasha 16. Jahrhundert n. Chr.

Die Bhava Prakasha ist ein sehr übersichtliches Werk und besteht aus 10,268 Versen und beschäftigt sich ebenfalls vorwiegend mit der kayachikitsa (inneren medizin) und hat eine große Sektion über Nahrungszubereitung, Pflanzen und Mineralien.

Kolonialzeit

Bis zum Beginn der Kolonialzeit konnte Ayurveda in Indien die Gesundheitsversorgung sichern. Mit Beginn der Kolonialzeit wurden das Studium und das Praktizieren des Ayurveda stark eingeschränkt bis verboten. Erst mit der indischen Unabhängigkeit 1947 sollte es zu einer Neuausrichtung kommen.

Im 16. Jahrhundert führen Portugiesischen Kolonialisten erstmals europäische Medizin in Indien ein.

1775 ist das erste Krankenhaus der Britischen Armee in Indien dokumentiert.

Die Einführung bzw. das Mitbringen der eigenen Medizin in eine „unzivilisierte, von Wilden bewohnte“, Kolonie ist natürlich verständlich. Zu den Motiven gehört neben der Sicherung der Gesundheit des eigenen Personals sicher auch der Aspekt der zur Schau gestellten Überlegenheit in allen wichtigen Belangen. Diese über Jahrhunderte geübte Praxis hat in der Meinungsbildung heutiger “westlicher” Wissenschaftler über Ayurveda seine Spuren kolonialistischer Haltung noch nicht ganz abgeschüttelt. Im Gegenzug hat Ayurveda nach jahrhundertelanger, aufgezwungener Unterwürfigkeit noch nicht völlig zu seinem eigenen Selbstbewusstsein zurückgefunden.

TCM und vor allem die Volksrepublik China sind von Anfang an in dieser Angelegenheit wesentliche stärker und selbstbewusster aufgetreten, wie in der Wahrnehmung dieser sicher gleichermaßen bedeutenden, nichteuropäischen Medizinwissenschaft deutlich zu sehen ist.

Dazwischen ein kleiner Lichtblick

Die Plastische Chirurgie verdankt ihren Ursprung der Sushruta Samhita: Der englische Arzt Joseph Constantine Carpue, der nach einem 20-jährigen Indienaufenthalt nach London zurückkehrte, führte dort 1815 die ersten nachgewiesene plastisch-chirurgischen Operationen nach der „indischen Methode“ nach den Aufzeichnungen aus der Sushruta Samhita durch.

1822 wurde die „Native Medical Institution” geründet, um Inder in westlicher Medizin weiterzubilden, parallel dazu wurde in untergeordneter Weise Ayurveda gelehrt um dadurch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verbessern.

Absolventen der Native Medical Institution wurden in Staatsanstellung aufgenommen und die westliche Medizin dominierte die Lehre und Praxis.

Daraus ergab sich ein, für die Eroberer günstiger Nebeneffekt, den wir aus anderen Bereichen des „Teile und Hersche“ kennen; die klassischen Ayurveda Mediziner mit der von Meister zu Schüler weitergegebenen Kompetenz konnten so gegen die neuen, universitär ausgebildeten Mediziner ausgespielt werden.

Diese Vorgehensweise markiert den Beginn vom Ende der jahrtausendealten Praxis, Ayurveda als Meisterlehre zu erlernen.

1835 schlug Thomas Macaulay vor, allen ayurvedischen Einrichtungen alle Förderungen mit sofortiger Wirkung zu entziehen.

1838 schrieb der englische Arzt Dr. John Grant eine kritische Beurteilung über die „Native Medical Institution“ in dem er vorschlägt nur noch westliche Medizin in der Lehre zuzulassen.

Diese Maßnahmen führten zu einem Beinahe-Aussterben des Ayurveda und zu einem fast vollständigen Zusammenbrechen der medizinischen Versorgung der Bevölkerung, vor allem in den Städten.

Beinahe hätte die älteste medizinische Tradition der Welt dasselbe Schicksal erlitten wie die vielen europäischen Naturheil-Traditionen, die durch die rigorose Verfolgung aller alten ganzheitlichen Heilwissenschaften durch christliche Eiferer weitestgehend vernichtet wurden.

Nur dem Umstand, sich an die alten Weisheitstraditionen vollumfänglich auswendig zu erinnern und diese rezitieren zu können, ist es zu verdanken, dass das Wissen in seiner Ganzheit unverfälscht erhalten geblieben ist.

Anhand der vorhandenen schriftlichen Dokumente konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass die mündliche Weitergabe quer über den indischen Subkontinent über die Zeit hinweg annähernd fehlerfrei funktioniert.

Die vedische Heiltradition hatte den unschätzbaren Vorteil, mit den großen Werken von Charaka Samhita, Sushruta Samhita und Ashtanga Sangraha die Vollständige Literatur der alten Weisen unverfälscht zur Verfügung zu haben.

Nach der Befreiung aus der Kolonherrschaft und der Unabhängigkeitserklärung 1947 sollte alles besser werden. Sollte!

Der Indische Nationalkongress, die bestimmende politischen Kraft Indiens bis 1977, sah sich durch die stake Opposition der offiziell kommunistischen und sozialistischen Parteien zu einer sehr weit links gerichteten zentralistischen Politik veranlasst.

Die Kongresspartei sah sich selbst als „sozialistische“ Partei und verfolgte nach der Unabhängigkeit eine sehr tiefgreifend staatlich gelenkte, vom Weltmarkt weitest abgeschottete Wirtschaft aus. Auch wenn sich Indien stets als die größte Demokratie bezeichnete wurde die Sowjetunion in vielerlei Hinsicht als wegweisend in der Entwicklung vom rückständigen Agrarland zur Industrienation gesehen.

Neru und Ghandhi

Die aus dieser Zeit stammende überbordende Bürokratie zeugt heute noch vom Geist dieser Zeit. Erste zarte aufflammende Bestrebungen Ayurveda wieder an seinen angestammten Platz zurückzuführen wurden harsch als Ausdruck von Nationalismus unterdrückt.

Wie in weltweit jedem zentralistischem System stand auch in Indien Modernismus ganz oben auf der Agenda und alles Traditionalistische oder schwer regulierbare musste bekämpft, zurückgedrängt und ersetzt werden. Dies führte dazu, dass zwar Ayurveda an Universitäten wieder gelehrt und studiert werden konnte, aber die Lehrinhalte wurden massiv in Richtung „moderner“ Medizin verschoben.

Nach einer Einschätzung von Dr. Frawley, einen amerikanischen Ayurveda Arzt und weltweit führende Sanskritgelehrten, waren in den 70ern und 80ern nur noch maximal 10-15% der Ayurveda Mediziner klassisch ausgebildet. Der Rest hatte vorwiegend westliche Medizin mit ayurvedischen „Feigenblättern“ erlernt und praktiziert. Dies geschah oft auch, weil die allopathischen Colleges und Universitäten teurer oder mit höheren Eintrittshürden verbunden waren und man als Dr. Ayurweda annähernd den gleichen Status hatte und ein vergleichbares Spektrum abdecken konnte, der Zugang jedoch wesentlich niederschwelliger war.

An die Stelle der vom Ayurveda Mediziner zubereiteten Präparate trat in dieser Zeit eine eigene ayurvedische pharmazeutische Industrie.

Heute blüht beim klassisch nordindischen Ayurveda auch die individuelle Präparate-Erzeugung aus Kräutern im kleinen Stil wieder auf.

1995 -2014

2014 wurde in Indien mit AYUSH ein eigenes Ministerium für Ayurveda, Yoga, Naturheilkunde und Homöopathie gegründet, das aus einer ehemaligen Hauptabteilung gleichen Namens aus dem Indischen Gesundheits-Ministeriums hervorgegangen ist, welches seit 1995 bestand. 

www.ayush.gov.in

Heute

Auf Ayurveda wirkt auch heute noch die „Teile und Hersche“ Strategie der Engländer und der Einfluss des Indien National Congress prägend nach, und wir finden nun drei Hauptströmungen, die parallel nebeneinander existieren:

  • Das den alten Schriften treue klassisch-nordindische Ayurveda, welches auch von Eurastramed favorisiert wird und seit der Jahrtausendwende in Indien und weltweit eine starke Renaissance erlebt.
  • Das englisch-allopathisch beeinflusste Ayurveda, wie es in den 70ern und 80ern bereits Überhand zu nehmen schien.
  • Das touristisch orientierte „Wellness – Ayurveda“, mit Stirnguss und sanften Ölmassagen für (fast) Jeden, das sich aus der Kerala Tradition speist.

Abschließende Betrachtung

Zum Glück ist die originale Literatur heute weltweit zugänglich und ermöglicht dadurch sowohl in der Lehre, Studium und Praxis die unverfälschte Ayurveda-Lehre zu erfahren, pflegen und anzuwenden.

Ayurveda auszulöschen ist dem fluss der Zeit, der Mogul-Eroberung, der britischen Kolonialzeit und nach der Unabhängigkeit dem indischen Nationalkongress nicht gelungen. Die Herausforderung der heutigen Zeit ist es, die kommerziellen Bestrebungen der mächtigen pharmazeutischen Industrie, der Tourismusbranche und der Wellnessbewegung nicht zu erlauben die letzter 5000+ Jahre zu annullieren und dem alten Bären Ayurveda das Fell über die Ohren zu ziehen.

Seit den 90igern des letzten Jahrtausends blüht Ayurveda sichtbar auf und verbreitet sich sanft aber unaufhaltsam über die ganze Welt.

Da ist diese stetig voranschreitende sanftmütige Resilienz von Ayurveda selbst, dass fast wie ein lebendiges Wesen danach strebt, sich immer wieder anzupassen ohne sich selbst dabei untreu zu werden, um für weitere Jahrtausende den Menschen dienen zu können.

I do not want my house to be walled in on all sides and my windows to be stuffed. I want the cultures of all the lands to be blown about my house as freely as possible. But I refuse to be blown off my feet by any.” Mahatma Gandhi